Fertigungsvarianten von Abzeichen



Diese Seite soll über die verschiedenen Fertigungsvarianten von Metallabzeichen
aufklären und zu einem einheitlichen Sprachgebrauch unter Sammlern führen.
Ich mußte nämlich leider feststellen, daß viele Sammler die Ausführungen falsch bezeichnen,
insbesondere "Kunstemaille".

1. Gedruckte Abzeichen


Gedruckte Abzeichen gibt es mit und ohne Kunstharzüberzug. Gedruckte Abzeichen kann man auch
noch unterscheiden in Abzeichen, bei denen das Motiv direkt auf das Metall gedruckt wird und
in Abzeichen, bei denen kleine Aufkleber auf die Metallschilder aufgebracht werden.
Bei gedruckten Abzeichen sind alle Motive möglich, auch kleinste Details können gefertigt
werden. Außerdem kann gegen sämtliche heraldische Regeln verstoßen werden, da man Farben direkt
aneinander grenzen lassen kann. Normalerweise müssen Farben durch Metalle getrennt werden.

Beispiel 1: direkt auf Metall gedrucktes Wappen, mit Kunstharzüberzug (Firma Wachter)


Beispiel 2: kleiner Aufkleber, der auf das Kunststoffwappen augeklebt wurde. Mit Kunstharzüberzug.
Diese Variante hat den Vorteil, daß der Hersteller seine Lagerkosten niedrig halten kann.
Man druckt einfach viele kleine Aufkleber, und die Schilder und Lederanhänger werden erst benötigt,
wenn die Abzeichen bestellt werden. (Firma Wawersich)


Beispiel 3: gedrucktes Abzeichen mit Kunstharz, wobei ich mir hier nicht sicher bin, ob es sich
um einen Aufkleber handelt, oder ob das Schild direkt bedruckt ist. (Ostdeutscher Hersteller)


2. Reliefabzeichen ohne Kunstharz


Reliefabzeichen werden mit Prägestempeln aus Metall geprägt. Es gibt somit Vertiefungen und
erhabene Linien. Die Vertiefungen werden mit Lack ausgefüllt. Die Farbe wird hier mit einer
Spritze und einer Nadel, wie beim Arzt, in die Vertiefungen eingebracht und trocknet an der Luft.
Die erhabenen Teile sind in der Regel der Rand und alle Linien, welche die einzelnen Farben
voneinander trennen.

Beispiel:


3. Reliefabzeichen mit Kunstharz


Diese Abzeichen werden genau wie oben beschrieben geprägt und lackiert. Dazu kommt ein weiterer
Arbeitsschritt, in dem auf das Abzeichen flüssiges, warmes Kunstharz aufgebracht wird, bis die
ganze Oberfläche bedeckt ist. Dann trocknet das Kunstharz, wird kalt und hart.
Kunstharz soll die Abzeichen vor Zerkratzen schützen, nimmt aber den Farben etwas die Kraft weg.
Bei älteren Abzeichen kann sich das Kunstharz gelblich färben oder sogar zerbröckeln, wodurch
das Abzeichen sicherlich an Wert verliert.

Beispiel:


4. Geätzte Reliefabzeichen


Bei diesen Abzeichen wird das Motiv durch einen Film auf die Oberfläche einer Metallplatte
aufgebracht. Das Motiv wird dann durch eine Säure in das Metall geätzt. Danach werden alle
Säurereste und Unreinheiten vorsichtig von der Oberfläche entfernt. Die eingeätzten Vertiefungen
werden dann mit einer Emaillefarbe ausgefüllt. Jede Farbe wird von Hand aufgetragen, eine nach
der anderen. Das Metallblech wird dann bei 160 Grad 15 Minuten lang erhitzt / gebrannt. Erst
jetzt werden die Abzeichen in der gewünschten Form aus der Metallplatte ausgestanzt. Farblose,
also erhabene Teile des Abzeichens werden dann veredelt und poliert, bis sie schön glänzen.
(Es war auch für mich neu, daß diese Abzeichen gebrannt werden - hätte ich nicht gedacht.)

Diese Abzeichen sind aus sehr dünnem Metall, der Höhenunterschied zwischen Vertiefungen und
erhabenen Teilen beträgt nur den Bruchteil eines Millimeters. Im allgemeinen werden diese Abzeichen
ebenfalls als Reliefabzeichen bezeichnet. Manche Sammler nennen diese Abzeichen wegen der Dünne
des Metalls auch "Oblaten". Diese Produktionsart ist glücklicherweise nicht weit verbreitet und
vor allem bei einigen italienischen und türkischen NATO-Abzeichen üblich.
In Vietnam hatte die US Army Abzeichen dieser Art aus örtlicher Fertigung, die als "Beer Can"-
Abzeichen bezeichnet werden, also als Abzeichen, die aus dem Metall von Bierdosen gefertigt wurden.
Oder zumindest aus Metall, das so dünn ist.

Beispiel:


5. Feueremaille


Feueremailleabzeichen werden wie Reliefabzeichen aus Metall geprägt. In die Vertiefungen wird
Emaille eingetragen, das wie farbiges und mit Wasser angemischtes Mehl aussieht. Diese Farben
werden dann bei hoher Temperatur gebrannt. Dabei muß beachtet werden, daß nie zwei aneinander
grenzende Farben gleichzeitig eingebracht und gebrannt werden können. Meistens sind also mehrere
Brennvorgänge nötig. Bei vielen Metall-Linien kann es dazu kommen, daß das dazwischen befindliche
Email verbrennt. Insbesondere die rote Farbe verbrennt besonders leicht, wenn sie sich zwischen
vielen Metall-Lininen befindet.
Der Arbeitsaufwand für solche Abzeichen ist extrem hoch und auch sehr schwierig.
Das wichtigste Erkennungsmerkmal eines Feueremailleabzeichens ist die leichte WÖLBUNG des Metalls.
Sieht man ein Abzeichen von der Seite an und das Abzeichen ist leicht gewölbt, so ist es ein
Feueremailleabzeichen. Das Metall wölbt sich beim Brennen. Fällt ein Feueremailleabzeichen
herunter, so kann das Emaille brechen und springt wie Porzellan in viele kleine Teile.
Ab und zu kann man beobachten, daß weißes oder gelbes Emaille braun anläuft und mit nichts mehr
abzubekommen ist. (Oder hat jemand einen Tip?) Dies passiert, wenn die Abzeichen luftdicht in
Tütchen oder kleinen Etuis verpackt sind. Stellt man eine Verfärbung fest, sollte man die
Abzeichen sofort aus jeder Verpackung nehmen. Im Anfangsstadium läßt sich die Verfärbung oft noch
mit den Fingern abwischen, später meist nicht mehr vollständig.

Beispiel:

1: Prägen
2: Ausstanzen
3: dunkelbalu, hellblau, schwarz, gelb emaillieren und brennen
4: grün und rot emaillieren und brennen
5: weiß und orange aufbringen und brennen
6: dunkelblau aufbringen und brennen
7: grob abschleifen
8: fein abschleifen
9: polieren, veredeln und Stacheln anbringen
10: ein weiteres Abzeichen, das es nur in Feueremaille gibt.

Es kann sich jetzt jeder vorstellen, wieviel Arbeitszeit in so einem Abzeichen steckt.
Was müßte es nach deutschem Tariflohn eigentlich kosten???

6. Kaltemaille (oder notfalls auch Kunstemaille)


Kaltemailleabzeichen sind erst seit wenigen Jahren bekannt (etwa seit 2000) und lösen wohl nach
und nach die Feueremailleabzeichen ab.
Kaltemailleabzeichen werden wie Relief- und Emailleabzeichen mit Prägestempeln aus Metall geprägt.
Die Vertiefungen werden hier aber nicht mit Lack, sondern mit einem farbigen Kunststoff ausgefüllt,
und zwar so hoch, bis sie die gleiche Höhe wie die erhabenen Linien erreicht haben. Die Ober-
fläche der Abzeichen erscheint also glatt, wobei man die Linien mit dem Fingernagel schon noch
fühlen kann. Kaltemailleabzeichen werden NICHT gebrannt, der Kunststoff härtet an der Luft aus.
Wenn ein Abzeichen herunterfällt bzw. beschädigt wird, kann es passieren, daß ein ganzes Farbfeld
herausfällt.
Der große Vorteil von Kaltemaille ist, daß sich der Hersteller das Brennen spart, bei dem oft
viel Ausschuß anfällt. Außerdem werden die Farben viel sauberer. Allerdings ist die Farbe nicht
besonders hart, und ein Kratzer ist schnell im Abzeichen und dann für immer sichtbar.
Ein Anlaufen von gelber oder weißer Farbe ist bisher auch nicht bekannt.
ABER: inzwischen zeigt sich, daß die Farben von Kaltemaille an der Sonne und auch nach einigen
Jahren in der Sammlung anfangen, zu dunkeln. Kaltemaille ist also auch nichts für die Ewigkeit.
Aus diesem Grund habe ich beschlossen, Kaltemailleabzeichen nur noch in Ausnahmefällen zu fertigen
und wieder zu dem guten alten Feueremaille zurückzukehren. Auch wenn es immer teurer wird.

Beispiel:


Besonderheiten und Ausnahmen



Emailleabzeichen mit Kunstharzüberzug


Äußerst selten, weil eigentlich unsinnig, sind Feueremailleabzeichen mit Kunstharzüberzug. Aber
es gibt sie. Das Emaille ist hart genug und braucht nicht noch einen Kunstharzüberzug.

Beispiel:


Emailleabzeichen und Reliefabzeichen gemischt


Das Schild ist aus Emaille, die aufgesetzten Teile sind lediglich lackiert.

Beispiel:


Emailleabzeichen mit Druck


Das neue Abzeichen der Heeresunteroffizierschule aus meiner Fertigung. (Hier ist auch das
rote Emaille in vielen Fällen verbrannt.) Die Schwerter sollten unbedingt schwarz/weiß sein,
was bei dieser Größe mit Emaille technisch nicht mehr machbar war. Somit mußten die Schwerter
auf das Metall gedruckt werden.

Beispiel:


Gold und silber gleichzeitig


Normal werden Abzeichen am Ende nur in einer Metallfarbe veredelt. Entweder gold (es handelt
sich immer um echtes Gold) oder silber (hier handelt es sich normalerweise um Nickel).
Durch Handarbeit sind aber auch zwei Metallfarben auf dem gleichen Abzeichen möglich - allerdings
kostet das auch etwas mehr.

Beispiel:


Hinterglasmalerei


Eigentlich Hinterplastikmalerei. Die Abzeichen des Bundeswehrkrankenhauses in Cambodia wurden
so gefertigt. Die große Anzahl der verschiedenen Abzeichen deutet darauf hin, daß die örtlichen
Abzeichenverkäufer gute Geschätsleute (und Maler) sind. Das Krankenhaus hatte zwar mehrere
Kontingente von Soldaten, aber die vielen Varianten der Abzeichen sind sicher Erfindungen der
Hersteller.

Beispiel:


Zuletzt noch ein Satz zum Begriff "Softemaille". Softemaille ist kein deutscher Begriff, sondern
ein eingedeutschtes Wort vom englischen "soft enamel". Soft Enamel ist die Bezeichnung für
Reliefabzeichen und sonst für nichts. Manche Hersteller verwenden die Begriffe Kunstemaille
oder Softemaille für gedruckte Abzeichen. Das ist meiner Meinung nach Betrug, oder zumindest
Irreführung. Vielleicht geschieht es auch aus Unkenntnis. Kunstemaille könnte höchstens auch
für Kaltemaille verwendet werden, wobei Kaltemaille der richtige Begriff sein sollte. Noch Fragen?

Ich hoffe, daß es in Zukunft mehr Klarheit bei der Bestimmung von Fertigungsvarianten gibt.
Viele meiner Abzeichen, die es ganz sicher nur als Reliefabzeichen mit Kunstharz gibt, werden
von Sammlern als Kaltemailleabzeichen gesucht, weil es irgendjemand mal falsch aufgeschrieben
hat. Bei Zweifeln fragt mich einfach!

Metalle


Ein paar Worte noch zum Metall der Brustanhänger.
Die Abzeichen werden aus Kupfer oder Kupferlegierungen geprägt. Veredelt werden sie mit Nickel (silber),
sehr selten oder aus Versehen mit echtem Silber (weil es immer anläuft und dunkel wird) oder mit
echtem Gold bei goldfarbigem Metall.
Es kann vereinzelt vorkommen, daß Abzeichen Grünspan bekommen. Dies passiert aber nur, wenn sie zu feucht
gelagert werden (z.B. in einem ungelüfteten Kellerraum) und normalerweise nur, wenn die Veredelung zu dünn
oder beschädigt ist. Grünspan bekommt man mit Essig sehr leicht weg. Allerdings löst Essig auch Lack auf,
daher sollte man mit Essig bei Reliefabzeichen äußerst vorsichtig sein und nicht an die Farben kommen.
Bei vergoldeten Abzeichen habe ich noch keinen Grünspan entdeckt, auch nicht bei versilberten, sonder nur
bei vernickelten. Die "Edelmetalle" haben Ihren Namen also verdient.

Fazit der ganzen Seite: vergoldete Feueremailleabzeichen sind das BESTE, was es gibt!